Die Fischerei zählt zu den ältesten menschlichen Tätigkeiten. In Immenstaad hat sie eine sehr lange Geschichte und über einige Jahrhunderte eine große Bedeutung für den Ort. Die letzte noch aktive Fischerfamilie ist die von Edith Dickreiter aus dem Happenweiler. Die Verbindung der Familie mit der Fischerei lässt sich bis ins Jahr 1890 zurückverfolgen.
Früher waren Grundstücke direkt am See nicht sehr begehrt, denn der Boden war nass und schwer zu bewirtschaften. Ein Fischereipatent zu erhalten war nur möglich, wenn die Familie auch Landwirtschaft betrieb. Nahezu jeder Landwirt war somit auch Fischer oder fischte mit einem anderen zusammen. Der Urgroßvater von Edith Dickreiter hat eine kleine Landwirtschaft betrieben, die Fischerei war ein gutes Zubrot zur Selbstversorgung. So wie er hielten es viele Landwirte im Ort.
19xx | Fischer Wilhelm und Paul Dickreiter beim Auslegen des Schwebsatzes
Viele Fischerhütten reihten sich entlang des Bodenseeufers vom „Raucherhittle“ im Westen (heute Naturbadegelände neben dem Strandbad) bis zu Helmsdorf im Osten. Diese Fischerhütten dienten in erster Linie dazu, Werkzeug, Materialien Körbe und Reusen, sowie die wichtigen Fischernetze aufzubewahren.
Zu den gravierendsten Veränderungen kam es im 20. Jahrhundert, besonders nach den beiden Weltkriegen, als die Gesellschaft sich veränderte. Mehr Industrie wurde ansässig, die Fischerei als Nebenerwerb geriet in den Hintergrund.
Bis in die 1950er Jahre waren die Netze aus Baumwolle. Diese Netze waren sehr schwer, wenn sie aus dem Wasser gezogen wurden und mussten an „Netzhenken“ rund um die Hütte getrocknet werden. Im Sommer wurden sie dort auch geflickt. Die Hauptreparaturarbeiten fanden allerdings im Winter statt. Dann wurden Netze geflickt und Boote instand gesetzt.
1956 | Ordnen der Bodennetze - Fischer Paul und Wilhelm Dickreiter am Kniebach an der Seestraße Ost
Gefischt wurde mit „Gundeln“. Zunächst waren es einfache Ruderboote (Gundeln), mit denen vorwiegend im Flachwasser gefischt wurde. Um 1908 konnten die Boote mit Motoren ausgestattet werden, was die Arbeit erleichterte und größere Entfernungen ermöglichte. Eine Fischergundel hatte 2-3 Mann Besatzung, denn die Klusgarnfischerei erforderte es, dass mindestens rechts und links ein Fischer und/oder ein Fischerknecht die Netze gleichmäßig einholten, damit die Fische nicht wieder wegschwimmen konnten.
1986 | Edith und Paul Dickreiter
Mit dem Einsatz der Kunstfasernetze änderte sich der Umgang mit dem Netzmaterial, denn das Trocknen der Nylonnetze war nicht mehr notwendig. Während der 1970er Jahre hatten die Fischer Massenfänge aufgrund des nährstoffreichen Sees. Durch die neu gebauten Kläranlagen rund um den See ging der Nährstoffgehalt Stück für Stück zurück bis auf den heutigen Tiefstand, der bewirkt, dass die Fische keine Nahrung mehr finden können.
Im Laufe der Jahre ging die Anzahl der Fischer immer mehr zurück, und mit diesem Rückgang verschwanden nach und nach auch die Fischerhütten entlang des Bodenseeufers.
Eine Fischerhütte am Kniebach auf der „Petriwiese“ (einem Seegrundstück unterhalb des Anwesens Petri) hat der Heimatverein Immenstaad, auf Initiative seines Vorsitzenden, Thomas Schmidt, vor dem Abriss gerettet und als kleines Fischereimuseum eingerichtet. Unterstützt wurde der Verein dabei von der Gemeinde Immenstaad, vielen freiwilligen Helfern und Spendern.
2023 | Fischereimuseum in der Fischerhütte
Richtfest an der Fischerhütte am 17. Juni 2023
Mehr über die Geschichte der Fischerei in Immenstaad sind in folgenden Heimatheften zu finden:
Heft 1 Seite 11ff
Heft 16 Seite 118ff
Heft 18 Seite 255ff
Literaturnachweise:
Heft 1 Seite11ff
Heft 16 Seite 118ff
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