Bronzeköpfe in Kippenhausen und Immenstaad
Auf dem Kippenhausener Dorfplatz grenzen 23 Stelen mit Bronzeköpfen seit dem Jahre 2000 den idyllischen Platz ab. Wie es dazu kam wollen wir hier berichten.
In den Jahren zuvor hatte sich Kippenhausen immer mit Erfolg an Blumenschmuck-Wettbewerben beteiligt. „Unser Dorf soll schöner werden“ – Gold und Silber Auszeichnungen hatte man errungen. Für 2000 hatte sich nun die Bürgerschaft und auch die Gemeindeverwaltung ein äußerst ehrgeiziges Ziel gesetzt, man beteiligte sich im Rahmen des Europäischen Wettbewerbs „„Entente Florale 2000“ Kippenhausen in Grün und Blumen“. Ab dem Sommer des Jahres 1999 liefen dann die Planungen und Vorbereitungen an, ab diesem Zeitpunkt wurde im Ort und in den Fluren gewerkelt und mit Blumenpflanzungen alles vorbereitet. Bereits im Frühjahr 2000 zeigten sich erste Erfolge, es grünte und blühte an allen Ecken. Nur der Dorfplatz lag noch im Dornröschen-Schlaf, hier standen noch die alten hölzernen Blumenkübel der früheren Jahre. Der von der Gemeinde hinzugezogene Landschaftsarchitekt Toni Bösterling hatte im Frühjahr 2000 die zündende Idee. Die alten Blumenkübel müssen weg. Den Platz sollen Stelen mit Bronzeplastiken abgrenzen. Die Idee war geboren. Das Bauamt stand nun vor dem Problem, wer kann und wer macht uns diese Plastiken. Geplant war, „Früchte“ zu formen und Modelle zu schaffen die später in Bronze abgegossen werden konnten.
Eine erste Anfrage im Rektorat der Schule verlief negativ, ein solches Vorhaben war einfach für den Werkunterricht zu groß. Klar war, es muß ein Künstler aus dem Ort sein. Zur zweiten Anfrage machten sich die Herren Weisser und Bösterling zu unserer Künstlerin Gerda Eckert auf den Weg. Ihre Bitte hatte Erfolg, Gerda Eckert sagte zu.
Vorgabe war, Figürliches auf einem Pfosten zu modellieren. Trotz der kurzen Zeitspanne von 14 Tagen, die ihr nur zur Verfügung standen, reizte sie die Aufgabe.
In den letzten Jahren hat sie hauptsächlich gemalt und auch auf Ausstellungen ihr Können bewiesen. Bereits früher hatte sie einmal in Aufbaukeramik geschafft, das war jedoch schon lange her und „Modellieren war neu“, ein Neustart war vorgegeben und Gerda Eckert legte los.
Die ersten geformten „Früchte“ waren langweilig und gefielen nicht, Gerda Eckert verwarf sie, formte um und die ersten Janusköpfe entstanden. Sie überzeugten in Form und Ausdruckskraft. Beim Modellieren ergaben sich dann wie von Geisterhand geführt die feinen und auch etwas gröberen Gesichter. Die Charakterköpfe der Nationen entstanden. Gerda Eckert erzählte, an manchen Tagen formte ich bis zu drei von ihnen, dann wieder wurde es nur einer oder auch gar keiner. Wenn sie mich nicht ansprachen, habe ich sie wieder eingestampft und neu begonnen, jedoch immer in Gedanken, es sind 23 Stück zu schaffen und jeder mußte oder sollte ein anderes Aussehen haben. Je mehr es wurden, um so ruhiger wurde ich, meinte sie im Gespräch, ich kann es gut nachvollziehen. Nach 14 Tagen war es geschafft, die Tonmodelle gingen sofort nach Münster in die Kunstgießerei Anft, wurden dort abgeformt und in Bronze gegossen. In der Oberfläche gereinigt und patiniert kamen die Köpfe zurück und wurden sogleich aufgestellt. Sie rahmen heute den Platz mit der Brunnenplastik „Tanzendes Pärchen“ von Kurt Grabert ein, ein Gesamtkunstwerk entstand.
Kein Kopf gleicht dem anderen, alle zeigen sie zwei Gesichter, Originale, Alte und Junge, Mädchen und Buben sowie Katzen, Hase und Igel können wir heute in Kippenhausen am Dorfplatz anfassen und streicheln. Tun wir es, machen wir uns eine Freude, nehmen wir uns Zeit, die Plastiken werden blank und noch ausdrucksvoller.
Im Wettbewerb errang Kippenhausen eine Silbermedaille.
Gerda Eckert hat ihre aufwendige Arbeit als persönlichen Beitrag zu diesem Erfolg zur Verfügung gestellt. Eine kleine Tafel weist heute auf dem Dorfplatz als Dank für die uneigennützige künstlerische Arbeit von Gerda Eckert hin.
In der Folge schuf sie auch zahlreiche Köpfe für das Zentrum von Immenstaad, die sich heute vor dem Rathaus und in der Hauptstraße finden.
Gerda Eckert mit zwei von ihr gestalteten Köpfen in Kippenhausen im Jahr 2000